CO2-Maut: Was kommt ab Dezember auf Speditionen zu?
CO2-Maut: Was kommt ab Dezember auf Speditionen zu?
30. November 2023 – Diesen Freitag, am 1. Dezember 2023, tritt das Dritte Gesetz zur Änderung mautrechtlicher Vorschriften in Kraft. Die damit verbundene Mauterhöhung um fast das Doppelte hat drastische Auswirkungen für uns, unsere Branche und die gesamte deutsche Wirtschaft. Statt auf die Klimaziele einzuzahlen, schwächt die Änderung die Wettbewerbsfähigkeit der Speditionen sowie des gesamten Standorts Deutschland, bedeutet erhöhte Kosten für Endverbraucherinnen und Endverbraucher und verstärkt die Inflation.
Diesen Freitag tritt das dritte Mautänderungsgesetz in Kraft, das am 20. Oktober vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde. Auf Basis der geänderten Eurovignetten-Richtline der EU umfasst das Gesetz die Erweiterung der Lkw-Maut um einen zusätzlichen Teilsatz für CO2-Emissionen. Dafür werden Fahrzeuge in die Emissionsklassen 1 bis 5 eingeteilt. In Deutschland wurde ein Aufschlag des Maximalbetrags von 200 Euro pro Tonne CO2 beschlossen, was eine Erhöhung der Kosten um bis zu 83 Prozent bedeutet.
Die Mautkosten verdoppeln sich nahezu
Die Gesetzesänderung betrifft ab dem 1. Dezember Nutzfahrzeuge ab einer Gesamtmasse von 7,5 Tonnen. Ab Juli 2024 wird das Gesetz auch auf kleinere Transporter ab 3,5 Tonnen erweitert. Es ändert sich auch, dass statt des zulässigen Gesamtgewichts künftig die technisch zulässige Gesamtmasse ausschlaggebend ist. Somit werden etwa bislang auf 7,49 Tonnen abgelastete Fahrzeuge nach dem neuen Gesetz als 7,5 Tonnen-Fahrzeuge klassifiziert und sind ebenfalls von der teureren Maut betroffen. Zudem fallen ab Januar auch mit Erdgas (CNG) und Flüssigerdgas (LNG) betriebene Fahrzeuge in dieselbe Kategorie wie EURO VI-Dieselfahrzeuge und werden somit mautpflichtig. Auf uns und andere Unternehmen der Logistik-Branche kommt damit beinahe eine Verdopplung der Mautkosten zu, die wir nicht alleine tragen können und entsprechend an unsere Kunden weitergeben müssen, die sie wiederum auf Endverbraucherinnen und -verbraucher umleiten werden.
Mauterhöhung bewirkt noch keine Emissionsreduzierungen
Ziel der Gesetzesänderung sei, die CO2-Emissionen im Sinne des Klimaschutzes zu reduzieren, indem die Nutzung alternativer, klimaneutraler Antriebe attraktiver werde. Das Problem ist jedoch, dass damit zum jetzigen Zeitpunkt nicht die erhoffte Wirkung erzielt werden kann. Bisher sind gerade einmal 0,03 Prozent der täglich fahrenden Lkw elektrisch und somit CO2-emissionsfrei. Bis die gesamte Flotte ausgetauscht ist, kann es noch Jahre dauern. Eine Modernisierung der Flotte wird durch die Mauterhöhung ohnehin erschwert: die Kostenerhöhung bedeutet Einschnitte in das Budget für den Kauf emissionsarmer Lkw. Zudem verfügen Elektro-Lkw aktuell nur über eine geringe Reichweite, mit der sich lediglich regionale Touren abdecken ließen. Denn eine ausreichende Tank- und Ladeinfrastruktur ist in Deutschland derzeit noch nicht vorhanden. Es ist aktuell kaum möglich, einen elektrischen Lkw während der Lenkzeitunterbrechung ausreichend aufzuladen, um damit den Standort der nächsten Be- oder Entladung zu erreichen. Geplant ist, dass ein Teil der Mautmittel den Ausbau der Schieneninfrastruktur mitfinanziert. Dies ist zwar im Hinblick auf die Emissionsreduzierung wichtig, aber da eine komplette Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene in absehbarer Zeit nicht möglich sein wird, sollte auch der Investitionsbedarf auf der Straße – insbesondere in Bezug auf Sanierung und Engpassbeseitigung – im Vordergrund stehen. Der Ausbau der Schiene sollte nicht auf Kosten der Logistikunternehmen geschehen oder der klimafreundlichen Transformation des Straßengüterverkehrs im Weg stehen.
Speditionen unter Druck: insbesondere für Mittelstand herausfordernd
Die erhöhten Kosten für die Logistik-Branche schwächt die aufgrund der hohen Energiepreise ohnehin schon schwierige Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Zudem bedeutet sie weitreichende inflationstreibende Konsequenzen für die gesamte Wirtschaft, auch außerhalb unserer Branche. Dass zusätzlich zur Mauterhöhung ab Januar der CO2-Preis für Kraftstoffe angehoben wird, bedeutet eine Doppel-Belastung für die Branche. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen. Je nach Leistungssegment können die erhöhten Mautkosten bis zu 20 Prozent der Transportkosten eines Unternehmens ausmachen. Während die Kostenerhöhung für größere Unternehmen stemmbar sein mag, verschlechtert sie die Wettbewerbsfähigkeit kleinerer Speditionen. Da der Großteil unserer Transporte über mautpflichtige Straßen führt, ist das Ausweichen auf mautfreie Strecken kaum möglich. Schwierig ist außerdem der Zeitpunkt der Erhöhung: Das Inkrafttreten im laufenden Geschäftsjahr erschwert Preisanpassungen bestehender Verträge zwischen Speditionen und Kunden. Damit wird das Geschäft für uns – zumindest vorerst – weniger rentabel: Aufgrund der schwachen Verhandlungslage der Transportunternehmen besteht das Risiko, auf den Kosten sitzenzubleiben, oder sie zumindest vor der Weitergabe an Kunden vorfinanzieren zu müssen. Die damit entstehenden Liquiditätsprobleme könnten insbesondere für kleine Speditionen das Aus bedeuten. Die Preisanpassungen gehen außerdem mit einem hohen administrativen Aufwand einher. Das umfasst nicht nur die Anpassung von Verträgen, sondern auch, dass wir mit unseren Kunden klären mussten, wann und warum die Preise angehoben werden.
Auswirkungen auf Verbraucherpreise
Um weiterhin rentabel zu bleiben, sehen Speditionen – wie auch wir – sich also gezwungen, die zusätzlichen Kosten an ihre Kunden weiterzugeben. Dabei bleibt nicht aus, dass diese wiederum die Preiserhöhungen an Endverbraucherinnen und Endverbraucher weitergeben. Im Zuge der Mauterhöhung ist daher ab dem kommenden Monat mit deutlichen Auswirkungen auf die Verbraucherpreise zu rechnen. Fast alle Produkte des täglichen Bedarfs werden mehrfach mit Lkw transportiert, bevor sie bei den Kundinnen und Kunden landen. Das betrifft auch Produkte der kritischen Versorgungsinfrastruktur wie Medikamente oder Lebensmittel. Insgesamt ist mit zusätzlichen Kosten in Höhe von 7 Milliarden Euro für die Wirtschaft sowie Verbraucherinnen und Verbraucher zu rechnen. Vor diesem Hintergrund verfehlt die Mauterhöhung ihr Ziel, auf den Klimaschutz einzuzahlen, und treibt stattdessen die Inflation in die Höhe.
Fazit
Der Fokus der Bundesregierung auf eine klimafreundlichere Transport- und Logistikinfrastruktur ist sinnvoll und wichtig. Die Erhöhung der Lkw-Maut und die Einführung der CO2-Komponente verfehlen jedoch zum jetzigen Zeitpunkt dieses Ziel, setzen Speditionen unter Druck und sind weitreichend inflationstreibend, was drastische Auswirkungen für die Wirtschaft und die Gesellschaft bedeutet. Insbesondere der Zeitpunkt der Einführung im laufenden Geschäftsjahr und der Aufschlag des Maximalbetrags von 200 Euro sind Entscheidungen, die große Herausforderungen darstellen.